Kirchberg - Mit einem kleinen Festakt wurde das modernisierte Wasserkraftwerk am Gießenbach mit der neu erbauten Fischtreppe und einer Ausspülrinne in Kirchberg wieder in Betrieb genommen. Fischereivorstand, Bürgermeister, Vertreter der Fischereibehörde Tübingen sowie des Wasserwirtschaftsamtes stellten die Anlage vor. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von derKirchberger Blasmusik.
Dass Wasserkraft und Ökologie zusammenpassen, könne man hier eindeutig sehen, sagte Martin Mussack, Vorstand des Sportfischereivereins Kirchberg in seiner Begrüßung. Anschließend stellte er kurz den Verein vor und erläuterte die einzelnen Schritte der dreijährigen Modernisierungsleistung der Wasserkraftanlage. Der Sportfischereiverein wurde 1971 gegründet und hat, laut Mussack, derzeit 65 aktive Mitglieder, 19 Jungfischer, neun Seniorenfischer sowie sechs Ehrenmitglieder. Laut Vorstand Mussack wurde das bereits bestehende Kraftwerk nach einem einstimmigen Mitgliederbeschluss im September 2014 vom Vorbesitzer, Manfred Hailer, gekauft: "Wir wussten, dass das Wasserrecht bis 2014 Gültigkeit hat. Um das Kraftwerk darüber hinaus zu betreiben und das Wasserrecht für weitere 30 Jahre beantragen zu können, mussten wir diesen Schritt gehen.“
In vielen Gesprächen mit Bürgermeisteramt, Wasserwirtschaftsamt und Fischereibehörde erstellte das Biberacher Ingenieurbüro Wasser-Müller sodann die Planung für den Umbau. Die Planung für die neue Fischtreppe, die am Wasserkraftwerk vorbei führt, bezeichnete Mussack wegen der anspruchsvollen behördlichen Vorgaben als äußerst aufwendig. Die insgesamt 38 Meter lange Fischtreppe musste aus diesem Grund mehrmals umgeplant werden. Es sollen Forellen, Äschen, Groppen, Hechte und Weißfische am Wehr vorbei hinaufschwimmen können. Auch den Schlitzfischpass haben die Planer entworfen. Der Niveau-Unterschied der Fischtreppe liegt bei 2,10 Metern. Auf der gesamten Strecke sind 18 Becken installiert, durch die die Fische schwimmen können. In den Becken treten sogenannte Kehrstörungen auf. Diese bilden beruhigte Bereiche, in denen die Fische beim Aufstieg verweilen können.
Im nächsten Bauabschnitt wurde ein neuer strömungsgünstiger Rechen aus Edelstahl mit 15 Milimeter Maschenweite verbaut sowie eine Ausspülrinne, die zugleich als Fischabstieg dient. Ein hydraulischer Rechenreiniger sorgt dafür, dass das angeschwemmte Treibgut mit dem darin lebendem Kleingetier in der Ausspülrinne weiter im Gewässer verbleiben kann. Die Steuerung der Anlage wurde automatisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Damit für die Fische genügend Wasser in der Fischtreppe vorhanden ist, fließen 120 Liter Wasser in der Sekunde.
„Hier wurde von einem schlagkräftigen Verein etwas Tolles geschaffen, das sich künftig sicher noch zu einem Ökoparadies entwickeln wird“, sagte anerkennend Bürgermeister Jochen Stuber in seinem Grußwort. Und Manuel Konrad von der Fischereibehörde Tübingen sprach von einer gut gelungenen Fischtreppe. „Sie haben es geschafft, dass sie sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Anspruch erreicht haben.“ Es sei "ein richtiges Vorzeigeprodukt“. Mit Dankesworten an die vielen Helfer und Sponsoren sowie der Enthüllung des neuen Vereinslogos wurde die Anlage schließlich für den Betrieb freigegeben. (jw)